Schließen sich Menschlichkeit und Wirtschaft aus? Eigentlich nicht, stellten die Diskutanten fest. Man müsste jedoch erst einmal definieren, was Menschlichkeit in diesem Zusammenhang bedeutet. Ist es unmenschlich einigen Mitarbeitern zu kündigen, wenn dadurch die anderen Arbeitsplätze gerettet werden? Nein, waren sich alle einig. Doch sei es immer eine Frage des Stils und Respekts, wie auch unangenehme wirtschaftliche Entscheidungen den betroffenen Menschen vermittelt werden. Freiherr Moritz Knigge stellte das Ergebnis einer Umfrage vor, wonach sich 90 Prozent aller Deutschen einen höflicheren Umgang wünschten. Er plädierte für einen bewussten Umgang miteinander, um auch mit einer positiven Unternehmenskultur gute Mitarbeiter binden zu können.
Helmy Abouleishs Interesse galt dem Wirtschaftssystem, denn er stellte die Ziele dieses Systems in Frage. Muss es immer Gewinnmaximierung sein, oder sei es nicht an der Zeit, weitere Ziele zu integrieren, wie z.B. den Erhalt der Umwelt oder den gesellschaftlichen Nutzen. Die Krise sei letztendlich eine Folge des Systems, das keine verantwortungsvollen, auf den Menschen ausgerichtete Ziele verfolgte. Er wünschte sich eine Marktwirtschaft der Brüderlichkeit.
Auch wenn Prof. Dr. Martin Leschke nicht völlig damit einverstanden war, sah auch er Handlungsbedarf. Schon vor der Krise seien „Handeln und Haften“ zu weit auseinander gegangen. Die soziale Marktwirtschaft müsse sich wieder an ihren eigentlichen Aufgaben orientieren. Dem konnte Ingrid Hofmann nur zustimmen, die als Unternehmerin für alle ihre Entscheidungen gerade stehen muss. Sie wünschte sich in ihrem Schlussplädoyer, dass möglichst viele der anwesenden Studenten das Unternehmertum zum Berufsziel machten, um in die Praxis umzusetzen, was eine lebenswerte Zukunft dem Wirtschaftssystem und den Menschen abverlangt.
Organisiert werden die Bayreuther Dialoge übrigens von den Studenten des Studiengangs „Philosophy & Economics“ und das bereits zum sechsten Mal.