Ist Europa auf dem richtigen Weg?

Führungstreffen Wirtschaft 2012 in Berlin, organisiert von der Süddeutschen Zeitung

Bundespräsident Joachim Gauck eröffnete den Kongress.
Für Premier Jean-Marc Ayrault war es der erste offizielle Besuch Deutschlands.
Unternehmerinnen unter sich: Hubertine Underberg-Ruder und Ingrid Hofmann.
Siemens Chef Peter Löscher im Kreuzverhör mit den SZ-Journalisten Marc Beise und Ulrich Schäfer.
Unterhaltsam war die abendliche Diskussion zwischen dem Dortmunder Fußballmanager Hans-Joachim Watzke, der Köchin Sarah Wiener und dem österreichischen Dirigenten Christian Gansch.

November 12 - Welches Europa wollen wir oder ist Europa nur eine Vision? Die Antwort scheint schwierig, besonders vor dem Hintergrund der Eurokrise. Um möglichst viele Perspektiven zusammenzubringen, lud die Süddeutsche Zeitung zum Führungstreffen 2012 nach Berlin ein.

Eröffnet wurde der Kongress von Bundespräsident Joachim Gauck, der in seiner Rede hervorhob, dass Freiheit auch stets mit Verantwortung verbunden sein muss. Die Freiheit, etwas zu tun und die Verantwortung, dafür geradezustehen, seien entkoppelt worden, kritisierte er.

Nach ihm sprach Frankreichs Premier Jean-Marc Ayrault, der sich zu Europa und zur deutsch-französischen Freundschaft  bekannte. „Deutschland und Frankreich seien eine Schicksalsgemeinschaft“, meinte er. Dieser Besuch war seine erste offizielle Visite der Bundesrepublik.

Weitere Keynote Speaker waren Finanzminister Wolfgang Schäuble, der die Lösung der Eurokrise eher in kleinen Schritten bewältigt sehen möchte, Martin Schulz, Präsident des europäischen Parlaments und glühender Verfechter Europas oder Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin, der seine Zuhörer sogleich mit einer Vermögenssteuer, Anhebung des Spitzensteuersatzes, Vermögensabgabe und dem Ende des Dienstwagenprivilegs konfrontierte.

Im sogenannten Kreuzverhör verteidigte Siemens-Chef Peter Löscher zwar die Energiewende der Bundesregierung, kritisierte aber gleichzeitig das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das dringend verändert werden müsse. Auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann stellte sich dem Kreuzverhör und machte keinen Hehl daraus, dass er das Handeln der Euro-Regierungen und der Zentralbank äußerst kritisch sieht.

Zwischen den Reden fanden unterschiedliche Diskussionsrunden statt, darunter das Panel mit dem Thema „Was kann Europa von Deutschlands Familienunternehmen lernen?“ Mit dabei waren Hubertine Underberg-Ruder, Peter Alexander Wacker, Ingrid Hofmann und Brun-Hagen Hennerkes von der Stiftung Familienunternehmen. Gemeinsam diskutierten sie über die Vor- und Nachteile von Familienunternehmen und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Mindestens genauso spannend waren die Gesprächsrunden über die Sozialen Netzwerke, die Schuldenkrise oder die Rohstoffressourcen.

Etwas hitziger wurde es, als der Präsident des IFO-Instituts Hans Werner Sinn mit Klaus Peter Regling, Chef des Rettungsfonds ESM diskutierte. Während Sinn den Ausstieg von Griechenland aus der Eurozone als eine mögliche Lösung ansieht, verteidigte Regling die momentane Vorgehensweise.

„Es war ein ausgesprochen interessanter Kongress“, urteilte Ingrid Hofmann. „Selten hat man Gelegenheit, so viele hochrangige Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zu erleben und viele interessante Aspekte und Impulse mitzunehmen. Aus Zeitmangel musste ich den Kongress leider vorzeitig verlassen, was ich sehr bedauert habe.“