September 08 - „Die Chancengleichheit stagniert“, stellte die Moderatorin Bascha Mika, Chefredakteurin der taz, zu Beginn der Diskussionsrunde fest, die anlässlich der Bundesfrauenkonferenz der Grünen Ende September in Nürnberg stattfand. Wie immer hatte sie sich die Inhalte ihrer Moderation genau überlegt und nahm alle Diskussionsteilnehmerinnen in die Pflicht.
An die DGB-Vertreterin Claudia Menne stellte sie die Frage, ob die Betriebsräte versagt hätten, da so wenige Frauen in Führungspositionen seien. Diese musste zugeben, dass der DGB nicht gerade die Speerspitze der Frauenbewegung darstellt, was durch allgemeines Gelächter im Publikum bestätigt wurde. „Betriebsräte haben aber auch nur das Initiativrecht. Trotzdem müsste mehr geschult und in die Richtung gearbeitet werden“, ergänzte Menne.
Die Frauenpolitische Sprecherin der Grünen, Astrid Rothe Beinlich wurde gefragt, warum die Grünen nicht während ihrer Regierungszeit das Ehegattensplitting abgeschafft hätten. „Das war eine Frage der Prioritätensetzung“, antwortete Rothe Beinlich. „Es war bedauerlicherweise nicht das Top Thema.“
Und was ist mit dem Gleichstellungsgesetz? Während sich die Grünen- und die DGB-Vertreterin einig waren und sind, dass dieses kommen muss, sprach sich Ingrid Hofmann dagegen aus. „Ich bin grundsätzlich dagegen, dass den Unternehmen immer mehr Gesetze aufgebürdet werden. Viel wichtiger ist es, nach den Ursachen zu fragen, warum so wenige Frauen in Führungspositionen sind“, meinte Ingrid Hofmann. Bezüglich Quotenregelung war sie nicht ganz so rigoros ablehnend.
Auch Prof. Dr. Christiane Funken, die an der TU Berlin Geschlechterforschung betreibt, erachtet eine Quotenregelung inzwischen als sinnvoll. Als die Diskussion für das Publikum geöffnet wurde, plädierte sie dafür, in der Geschlechterfrage nicht vorrangig die Argumente der Gleichberechtigung und Gerechtigkeit in den Vordergrund zu stellen. Stattdessen sollten die Argumente der Wirtschaft aufgegriffen werden z.B. das Recht auf Macht, das Recht auf Karriere, das Recht auf Führungspositionen. „Frauen müssen sich ihrer Konkurrenzsituation im Arbeitsleben bewusst sein und zielgerichtet ihre Karriere verfolgen, die nicht nur durch Leistung bestimmt wird. Das bedeutet auch, die momentan geltenden Spielregeln der Arbeitswelt zu verstehen, sie anzuwenden, Bescheidenheit abzulegen und bewusstes Selbstmarketing zu betreiben.“