Kirche sollte sich stärker zum Unternehmertum bekennen

Katholikentag in Mannheim – Das Thema Profitorientierung und soziale Verantwortung diskutierten Dr. Gerhard Vogel (Präsident IHK Rhein-Neckar), Ingrid Hofmann, Marie Luise Dött (MDB CDU, Vorsitzende des BKU), Bischof Dr. Gebhard Fürst und Dr. Rainer Hank (Leiter Wirtschaftsredaktion Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung).Moderator war der Journalist Dr. Hugo Müller-Vogg.

Begrüßung durch Erzbischof Dr. Robert Zollitsch.
Die Diskussionsrunde Dr. Gerhard Vogel (Präsident IHK Rhein-Neckar), Dr. Hugo Müller-Vogg (Journalist u.a. Bild-Zeitung), Marie Luise Dött (MDB CDU, Vorsitzende des BKU), Bischof Dr. Gebhard Fürst und Dr. Rainer Hank (Leiter Wirtschaftsredaktion Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung).
Ein Blick ins Publikum.
Sprach für die Kirche - Bischof Fürst.
Nahm kein Blatt vor den Mund – Rainer Hank.

Mai 12 – Schätzungsweise  50 000 Unternehmen in Deutschland befinden sich im Eigentum von Kirchen, Klöstern und deren Einrichtungen. Mit etwa 1,3 Millionen Arbeitnehmern sind die Kirchen in Deutschland der zweitgrößte Arbeitgeber nach dem öffentlichen Dienst.
Da drängt es sich geradezu auf, das Thema Kirche und Unternehmertum mal etwas genauer zu hinterfragen. Entsprechend interessant war das Podium besetzt. Rainer Hank z. B., studierter katholischer Theologe und Ressortleiter Wirtschaft der FAZ-Sonntagszeitung, stellte fest, dass die Kirche in ihrer theologischen Lehre keine positive Aussage zum Unternehmertum trifft. Mancher kennt wahrscheinlich das Gleichnis „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ Er forderte die Kirche dazu auf, deutlicher positiv zum Unternehmertum Stellung zu beziehen.
Bischof Dr. Gebhard Fürst widersprach dem nicht, treibt er doch dieses Thema innerhalb der Kirche voran. Er empfindet sich teilweise auch selbst als Unternehmer, denn die von ihm betreute Diözese Rottenburg-Stuttgart beschäftigt in Schulen, Kindergärten, Pflege-Einrichtungen etc. ca. 45.000 Mitarbeiter. Trotz knapper werdender Mittel sei es seine Aufgabe, die Arbeitsplätze zu erhalten.
Als kritischer Theologe hakte Rainer Hank ein und verwies darauf, dass die Kirchensteuer letztendlich von deutschen Unternehmen und ihren Mitarbeitern erwirtschaftet wird. Ein Grund mehr, diesen entsprechenden Respekt entgegen zu bringen.
Mit dabei war auch Marie Luise Dött, u.a. Vorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer. Sie kämpft vor allem dafür, die soziale Marktwirtschaft in Deutschland populär zu machen und wünscht sich auch diesbezüglich von der Kirche ein deutlicheres Bekenntnis. Immerhin hatte die christliche Soziallehre einen bedeutenden Anteil bei der Entstehung dieser Wirtschaftsordnung.
Dr. Gerhard Vogel, Präsident der IHK Neckar, stellte beim Thema Arbeitsplatzverlagerung nach England durch Opel am Ende noch die Frage: Was ist denn eigentlich christlich? Ist es christliches Verhalten, wenn die Kirche gemeinsam mit den Gewerkschaften für die Erhaltung der Arbeitsplätze in Deutschland demonstriert oder ist es christlich, den Menschen in einem entindustrialisierten England, das längst nicht so einen hohen Lebensstandard hat wie Deutschland, die Chance zu geben, wieder Industrie aufzubauen?
Kurz – man hätte wahrscheinlich noch unendlich lange weiter diskutieren können. Ingrid Hofmann war es wichtig,  eine Lanze für das Unternehmertum in Deutschland zu brechen und das durchaus umstrittene Verhalten der Kirche  beim Thema Zeitarbeit aufzuzeigen. „Grundsätzlich wünsche ich mir, dass die Kirche ein klareres Bekenntnis zum Unternehmertum abgibt und verstärkt ein positives Bild des Unternehmers in seine Gemeinden und an die Basis trägt“, fügt sie hinzu.