Vision familienbewusste Arbeitswelt – Wirtschaft und Regionen bewegen sich

Liz Mohn (r.), Präsidentin der Bertelsmann Stiftung, weist dem Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ einen hohen Stellenwert zu. Die Fernsehjournalistin Ursula Heller (l.) sieht die Medien in der Pflicht, dem Thema eine Plattform zu geben.
Prof. Dieter Kempf, Vorstandsvorsitzender der DATEV und Schirmherr des Modellprojekts im Gespräch mit Karin Baumeister-Söder.
Die ehemalige Familienministerin Renate Schmidt meinte zum Thema Familienpolitik: Sie sei bei der Zeugung des Themas „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ dabei gewesen und ihre Nachfolgerin Ursula von der Leyen bei der Geburt. Sie selbst hatte da wohl den angenehmeren Part.
Staatssekretär Gerd Hoofe (BMFSFJ) und Staatssekretärin Dagmar Wöhrl gehörten ebenfalls zu den Rednern.
Über die Chancen für eine familienbewusste Arbeitswelt diskutierten Frank A. Dassler (General Counsel adidas), Dr. Eva Fischer (Wirtschaftsjunioren), Dr. Roland Fleck (Stadt Nürnberg), Renate Schmidt (Bundesfamilienministerin a.D.), Moderatorin Ursula Heller, Rainer Bomba (Regionaldirektion Bayern der BA), Ingrid Hofmann und Wolfgang Flaßhoff (Vorstand Personal HUK-Coburg).

Gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung startet die Metropolregion Nürnberg ein Pilotprojekt für eine familiengerechte Arbeitswelt

07. Juli 09 - Die Metropolregion Nürnberg hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Sie will die familienfreundlichste Wirtschaftsregion Deutschlands werden. Warum? Um als Region beim immer stärker werdenden Wettbewerb um Unternehmen und qualifizierte Fachkräfte zu den Gewinnern zu gehören. Denn eines ist gewiss: der Demografiewandel und auch zukünftige Fachkräftemangel ist nicht mehr aufzuhalten. Darum müssen die Weichen jetzt gestellt werden.

Zusammen mit der Bertelsmann Stiftung wurde ein Modell entwickelt, das folge

  • Mehr regionale Unternehmen entwickeln für ihre Mitarbeiter attraktive Angebote zur „Work Life Balance“.
  • Die wirtschaftsnahen Einrichtungen und Kommunen erweitern ihre Unterstützungsprogramme und ihre Infrastruktur. Dazu zählt beispielsweise die Qualifizierung von Führungskräften und Personalverantwortlichen zum Thema „work-life-competence“.
  • Regionale Akteure schaffen Transparenz über Angebote rund um das Thema „Familie und Arbeitswelt“.

Zur Auftaktveranstaltung waren Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik zugegen, darunter Liz Mohn als Repräsentantin der Bertelsmann AG und deren Stiftung. Sie ist selbst dreifache Mutter und treibt das Thema „Work Life Balance“ mit Hilfe der Stiftung voran. Für sie stellt sich nicht mehr die Frage „Ist Familienfreundlichkeit wichtig?“, sondern „Wie kann Familienfreundlichkeit erreicht und welche Hürden müssen überwunden werden?“ In ihrer Rede stellt sie fest: „In lebendigen Familien wird geübt, was für den Zusammenhalt der Gesellschaft insgesamt wichtig ist: Fürsorge, Zuwendung, Verantwortung für andere, die Fähigkeit, verlässlich zu sein, Bindungen einzugehen und zu pflegen. Kompetenzen, wie wir sie uns nicht nur im Miteinander in der Gesellschaft wünschen, sondern wie wir sie auch in unserer Arbeitswelt benötigen.“

Die Metropolregion Nürnberg wurde für dieses Projekt ausgewählt, da sie bereits durch engagierte Verbände, Unternehmen und Tarifpartner sowie „Lokale Bündnisse“ und die Initiative „Familienbewusste Personalpolitik in der Metropolregion Nürnberg“ über ideale Voraussetzungen verfügt. Auf diesen Strukturen und Potenzialen gilt es aufzubauen. Schirmherr des Modellprojekts ist Prof. Dieter Kempf, Vorsitzender des Vorstands der DATEV eG.

Für Ingrid Hofmann ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie schon lange ein Thema. Darum bietet sie ihren Verwaltungsmitarbeitern möglichst individuelle Lösungen an. Problematischer ist die Situation der Zeitarbeit-Mitarbeiter. „Die besondere Arbeitssituation lässt es momentan noch nicht zu, dass wir konkrete Modelle zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie anbieten können. Doch wissen wir nicht, was in Zukunft möglich sein wird. Bei der Qualifikation war es doch ähnlich. Wir konnten früher nur in überschaubarem Rahmen unsere Zeitarbeit-Mitarbeiter weiter qualifizieren. Inzwischen haben wir  u.a. durch die Programme der Bundesagentur für Arbeit ganz neue Möglichkeiten. Ein Beispiel ist das gemeinsame Ausbildungsprojekt mit dem Berufsfortbildungswerk des DGB (bfw) und den BMW-Ausbildungsstätten in Dingolfing“, konstatiert sie.